Paypal - Der gefallene Stern

Im heutigen Beitrag möchte ich mich etwas mit den Chancen und Risiken von Paypal befassen.


Paypal Logo - Kostenlose Vektoren und PSD zum Download


Paypal ist ein Zahlungsdienstleister vor allem für den Onlinehandel und entstand im Jahre 2000 durch den Zusammenschluss von Confinity und X.com, die 1998 und 1999 als Zahlungsdienstleister gegründet wurden.
Im Jahr 2002 erwarb Ebay das Unternehmen für 1,5 Milliarden $, wobei Paypal zu dem Zeitpunkt schon die beliebteste Zahlungsmethode auf Ebay darstellte und das Ebay-eigene Zahlungssystem "ebay Payments" redundant machte. Mehr als die Hälfte aller Ebay Nutzer nutzte zu dem Zeitpunkt bereits Paypal.
2015 trennten sich Ebay und Paypal und wurden selbstständige Unternehmen.
Laut eigenen Angaben hat Paypal inzwischen mehr als 430 Millionen aktive Nutzer weltweit in über 200 Ländern und bietet Zahlungdienstleistungen in über 100 Währungen an.


Company Facts Paypal Inc. Stand Ende 2022 (Quelle: https://about.pypl.com/)


Der noch amtierende CEO des Unternehmes ist Dan Schulman. Er wurde 2015 CEO des Unternehmens und kündigte im Februar 2023 an, dass er zum Ende des Jahres von dem Posten als CEO zurücktreten wird.
Ein Nachfolger für Dan ist noch nicht ernannt und man kann davon ausgehen, dass die Suche nach einem Ersatz noch in vollen Gängen ist.
Dan hat seine Karriere bei AT&T begonnen und war dort 18 Jahre lang tätig.
Er begann dort als Buchhalter und arbeitete sich schnell hoch. Er ist die jüngste Person, die dort einen Senior Posten erreichte. Als er AT&T verließ war er Präsident des Unternehmens.
Er hatte danach CEO und COO Posten bei mehreren Unternehmen, wo er weitere Erfolge erzielen konnte.
2015 wurde dann, im Zuge der Trennung von Ebay und Paypal, bekannt gegeben, dass Dan CEO von Paypal werden würde.
In seinen acht Jahren als CEO von Paypal hat er jedes Hoch und jedes Tief miterlebt und das Unternehmen zwischenzeitlich auf eine Bewertung von mehr als 300 Milliarden US.Dollar bringen können, während des Corona Booms.
Seitdem sank die Bewertung von Paypal aufgrund verschiedener Faktoren auf ca. 74 Milliarden US Dollar.


Paypal kaufte direkt nach dem Spin Off von Ebay einen Wettbewerber auf und übernahm deren Kundenstamm, was rückblickend betrachtet ein sehr gutes Investment war. Die Übernahme kostete damals 1,09 Milliarden Dollar.
Ebenfalls direkt nach dem Spin Off wurde auch Paypal.Me gestartet, eine P2P Plattform, die im Laufe der Zeit 170 Millionen aktive Nutzer generieren konnte. Über die Plattform ist es möglich Links für Zahlungen zu verschicken, die direkt abgewickelt werden können, was für damalige Verhältnisse ein großer Sprung war.

2017 wurde iZettle für 2,2 Milliarden USD übernommen und war bis dato die größte Übernahme Paypals.

2019 wurde eine Partnerschaft mit Instagram geschlossen, worüber es möglich war über Instagram Zahlungen zu tätigen, außerdem musste Paypal einen Verlust von 228 Millionen US Dollar eingestehen, die sie bei einer Investition in Uber abschreiben mussten.

Im Jahr 2020 wurde, die bis heute, größte Übernahme von Paypal durchgeführt. Es wurde Honey für über 4 Milliarden $ aufgekauft. Ein Unternehmen, das sich auf E-Coupons spezialisiert hat und deren Nutzer beim Online-Kauf automatisch Coupons erhalten können.

Logo von Honey nach der Übernahme durch Paypal (https://en.wikipedia.org/)


Seitdem gab es noch einige Übernahmen und Partnerschaften zum Beispiel mit Shopify in Frankreich und Gerüchte über eine mögliche Übernahme von Pinterest durch Paypal, die sich aber bis heute nicht bestätigt haben.

Liste aller Übernahmen durch Paypal (https://en.wikipedia.org/)

 

  Im Februar 2023 kündigte Paypal den Rücktritt von Dan Schulman und die Entlassung von 2.000 weiteren Mitarbeitern an.


Paypal Chart (https://de.finance.yahoo.com/)

Paypal erreicht seine höchste Bewertung, wie oben bereits erwähnt, im Corona Boom 2021.

Das KGV von Paypal erreichte am hoch einen Wert von fast 90, was auf eine sehr optimistische Zukunft schließen lassen könnte, oder eben eine sehr hohe Überbewertung der Aktie.

Augenscheinlich war es zweiteres, denn als der Boom nachließ mussten viele Investoren einsehen, dass die Wachstumsfantasien, die sie hatten, nicht haltbar waren.

Paypal ist sehr auf E-Commerce und Online Handel fokussiert, was das Wachstum während einer Zeit, geprägt durch Lockdowns und Bestellungen, hochschießen lies und viele glaubten zu dieser Zeit, dass der Boom beim Online Handel nachhaltig sein würde, als die Restriktionen aber mehr und mehr gelockert wurden, stellte sich heraus, dass viele Leute weiterhin gerne in der Realität shoppen gehen und sich nicht nur auf Online Bestellungen beschränken, wobei der Online Handel aber ebenfalls weiterhin wächst.
Von 2019 bis 2021 schoss der Umsatz von unter 18 Milliarden auf über 25 Milliarden Dollar. Der Gewinn von etwas mehr als 2 $ pro Aktie auf über 3,50 $ pro Aktie. 2022 konnte der Umsatz zwar sogar weiter gesteigert werden, inzwischen auf über 27,5 Milliarden USD, aber der Gewinn brach auf 2019 Niveau ein. Gründe dafür können unter anderem in der stark steigenden Konkurrenz zu Paypal gefunden werden. Paypal ist zwar immernoch der Platzhirsch, aber die Konkurrenz macht es schwieriger für sie ihre Gebühren auf alten Leveln zu halten, da Geschäfte und Online Händler viel mehr Auswahl haben und Paypal für diese immer schon relativ teuer war.


Ihre Kosten sind auch im Verhältnis sehr stark gestiegen in der Zeit, was daran liegen könnte, dass ein weiteres, starkes Wachstum erwartet wurde und es unter anderem viele Neueinstellungen gab.


Umsatz, Kosten und Einkommen von Paypal (2022 Annual Report)


Es gab außerdem einige Sondereffekte, die das Einkommen weiter gedrückt haben, wie zum Beispiel Fremdwährungskosten, da der Dollar in dieser Zeit relativ stark gestiegen ist gegenüber vielen anderen Währungen.

Der Free Cash Flow steht aber weiterhin bei über 5 Milliarden Dollar und konnte sich dem Trend damit entziehen, womit Paypal 2022 ein FCF-Yield von über 6% erzielen konnte. Für 2023 wird er sogar bei über 7% erwartet.


Paypal ist definitiv in keiner ganz einfachen Lage derzeit und zieht, durch vergangene Kurse, viele Blicke auf sich in der Position in der sie sich befinden. Manche stellen sich vor, dass ein Einstieg zum richtigen Zeitpunkt relativ schnell einen 5-fachen Gewinn versprechen könnte, da sie damals auch bei 300 USD standen und dort auch wieder hingehen könnten, aber das ist pure Fantasie, wie ich oben erwähnt hatte, waren sie dort mit einem KGV jenseits der 90 bewertet und damit absolut überbewertet.
Chancen verspricht sich Paypal davon in Zukunft auch auf Krypto Währungen zu setzen. In den USA ist es bereits möglich Kryptowährungen über Paypal zu kaufen und zu verkaufen und es ist sehr wahrscheinlich, dass dieses Angebot auf den Rest der Welt ausgeweitet werden wird.
Paypal schloss im Weiteren auch eine Partnerschaft mit Microsoft ab, womit Paypal im Microsoft Store als Bezahlmöglichkeit angeboten wird.

paypal-market-share
Paypal Marketshare unter den globalen Finanzdienstleistern (https://helplama.com/)

 

 


Paypal verkaufte vor Kurzem außerdem ihre Buy-Now-Pay-Later (BNPL) Kredit Sparte für ca. 3 Milliarden USD. Ein zweischneidiges Schwert, da Paypal durch Verzugszinsen mehr Geld verdienen könnte, als durch den Service an sich, aber auf diese Weise braucht Paypal selbst sich nicht um die Kredite kümmern. Die Abwicklung dieser ist damit ausgelagert und wird Einsparungen in den Kosten ermöglichen.
BNPL ist ein Erfolgsmodell nicht nur für Paypal. Viele, vor allem Jüngere Menschen, nutzen es häufig und Anbieter ohne BNPL werden über kurz oder lang das Nachsehen haben.
Die 3 Milliarden Dollar aus dieser Transkation werden für Share Buybacks eingesetzt, außerdem noch 2 Milliarden weitere USD, was insgesamt 5 Milliarden $ wert an Share Buybacks ausmachen wird, bei derzeitigem Kurs zwischen 6 und 7% der ausstehenden Aktien.

Natürlich wird BNPL Paypal nicht von der Masse der Bezahldienstleister absetzen und das Unternehmen wird sich noch mehr einfallen lassen müssen als das und Krypto, um langfristig relevant zu bleiben, denn die Konkurrenz schläft nicht. Apple Pay, Google Pay, Amazon Pay, Adyen und und vor allem Strife, nebst vielen weiteren, starten derzeit Attacken und Paypal wird zu kämpfen haben, aber der Markt ist groß und wächst stetig, wenn Paypal die richtigen Entscheidungen trifft, dann könnten sie sich langfristig weiterhin als Platzhirsch halten.

In den USA ist zudem Venmo sehr erfolgreich, was es ermöglicht unkompliziert Geld an Freunde und Verwandte zu verschicken und vor allem bei der Jüngeren Generation starke Nutzung erfährt.
Braintree, ein weiteres Unternehmen von Paypal, wächst ebenfalls relativ stark. Diese sind auf B2B, also Business to Business spezialisiert und wickeln Geschäfte zwischen Unternehmen ab.


Alles in Allem sehe ich bei Paypal ein solides Geschäftsmodell mit einer starken Kundenbasis und großem Potenzial für die Zukunft, wenn sie ihre Karten richtig spielen, denn für Konkurrenten wie Apple und Co. ist das nur eine Nische, für Paypal jedoch das gesamte Geschäftsmodell und dementsprechend werden sie, was Innovationen und Updates angeht, immer in der ersten Liga spielen müssen. Außerdem sollte Paypal versuchen neue Märkte zu erschließen. Sie sind bereits in über 100 Ländern vertreten, aber mehr wäre natürlich besser.




Es ist wichtig zu beachten, dass dies lediglich meine Gedanken zu dem Unternehmen sind und keine Anlageempfehlung darstellen. Es ist ratsam, gründliche Recherchen anzustellen und verschiedene Quellen zu konsultieren, bevor man in ein Unternehmen investiert, dessen Risiken man nicht vollständig kennt. Jeder Artikel über eine Aktie ist subjektiv und niemals neutral. Ich persönlich besitze Anteile an Paypal.

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